Unsere Mitarbeiter:

Geht nicht – gibt´s nicht.

Ulrich Schneider: Heinzelmännchen, Guter Geist und Mädchen für alles

„Man muss Kinder lieben, auch wenn sie den größten Quatsch anstellen.“ Ulrich Schneider lacht. 05:30 Uhr in der KreativitätsGrundschule Karlshorst. Ulrich Schneider beginnt seinen Dienst mit einem Kontrollrundgang durch alle Räume der Schule. Ulrich Schneider ist Hausmeister. Dabei prüft er jeden Raum sorgfältig, achtet darauf, ob die Reinigung ordentlich durchgeführt wurde, testet das Licht, sorgt für allgemeine Sicherheit.

„Mir ist wichtig, dass die Schüler morgens in eine ordentliche,

saubere und sichere Schule kommen“

Er ist wie ein Heinzelmännchen, das sich um solche Aufgaben kümmert, die oftmals wie aus dem Nichts erledigt und selbstverständlich scheinen: Wäscht sich ein Besucher der KreativitätsGrundschule die Hände, dann geschieht dies mit der Seife, die Ulrich Schneider täglich auffüllt. Knipst jemand den Lichtschalter, leuchten die Lampen, weil Ulrich Schneider regelmäßig die Glühbirnen wechselt. Oder andersrum: soll ein Raum abgedunkelt werden, helfen die Rollos weiter, die der Hausmeister am Fenster angebracht hat.

Als Hausmeister der KreativitätsGrundschule Karlshorst ist er täglich von Schülern umgeben. „Das, was meine Tätigkeit ausmacht, ist die Arbeit für Kinder und mit Kindern.“ Die Pflege der Außenanlage, die Sicherung des Weges bei Wintereinbruch und der Neuanstrich der Fensterrahmen, wenn Wind und Wetter die Färbe abblättern, sind nur wenige von Ulrich Schneiders zahlreichen Aufgaben. Was den leidenschaftlichen Handwerker erfüllt, ist die Möglichkeit, in der KreativitätsGrundschule seine handwerklichen Fähigkeiten leben zu können. Von Holz und Fliesen über Landschaftsgestaltung zu Maurern und Malen:

„Für mich ist es ein Erfolg zu sehen, was ich alles kann. Geht nicht, gibt’s bei mir nicht.“

Bei seiner Arbeit setzt der Hausmeister auf problemlösendes Denken, vor allem dann, wenn kreativer Rat gefragt ist, so zum Beispiel bei kleinen Hygiene-Schwierigkeiten in der Jungentoilette: „Wir haben an den Urinalen Fußballtore installiert. An den oberen Torstangen ist ein Ball befestigt und den müssen die Jungs jetzt treffen. Die Kleinen waren hellauf begeistert. Sie sind durch die Schule gelaufen und haben geschrien „Wir haben Tore, wir haben Tore!“ Seither ist das Problem gelöst.

Was den Erfolg seiner Arbeit anbelangt, ist der Allrounder ganz bescheiden: „Ich bin zufrieden, wenn alles seinen geregelten Gang geht. An dieser Schule habe ich nun schon viele Winter erlebt. Wenn ein Winter vorüberzieht, ohne, dass ein Unfall passiert, macht mich das froh.“ Auch wenn Eltern im Sommer stehenbleiben, um die Beete zu bewundern, findet Ulrich Schneider das schön. „Die Schule hat 2015 den Gartenschulpreis gewonnen und das offizielle Siegel „Umweltschule Europa“ erhalten“, berichtet der Hausmeister stolz. Er freut sich darüber, wenn die Kinder im schuleigenen Garten Gemüse anpflanzen und nach getanem Fleiß und Schweiß die Ernte eintragen dürfen.

„Die Arbeit an der KreativitätsGrundschule, macht sehr viel Spaß und Freude.“ Sie erfordere jedoch auch Eigenschaften, die ein Hausmeister mitbringen muss. „Starke Nerven gehören sicherlich dazu“, zwinkert Ulrich Schneider, „Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind wichtig“, fügt er hinzu. Dies erwartet der Hausmeister von sich genauso wie von anderen. „Früh aufstehen darf kein Problem sein.“ Und zu guter Letzt: „Man sollte gut zuhören können.“

Entgegen seiner kommunikativen Natur strahlt der große Mann mit roter Latzhose, schwarzer Brille und verschmitztem Lächeln Ruhe aus. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb sich Hilfesuchende an ihn wenden.

Immer wieder streicht sich Ulrich Schneider über das Kinn, fährt sich mit der Hand durch die grau-braunen Stoppelhaare, stützt sein Nasenbein zwischen zwei Fingern.

Seine Stirn runzelt sich, leicht als er den Blick nach innen richtet, nach Antworten sucht, überlegt. Vorsichtig nimmt er einen Schluck seines Kaffees. Die schwarze Brühe ist mittlerweile kalt geworden, stattdessen verbreiten seine Worte Wärme. „Menschen haben das Bedürfnis zu reden. Es ist einfach wichtig, dass sie jemanden kennen, bei dem ihre Geheimnisse sicher sind.“ „Vertrauen“ und „Sicherheit“ sind zwei Attribute, die für Ulrich Schneider nicht nur bei der Arbeit eine entscheidende Rolle spielen.

„Diejenigen, die sich bei mir das Herz ausschütten, wissen, dass sie dies getrost tun können“,

so der Vertrauensmann von Kindern, Kollegen und Pädagogen.

Mit den Jahren wurde Ulrich Schneider zu einer zentralen Anlaufstelle für Alltagssorgen: ob kaputte Schränke, Lampen, Spielzeuge – oder Herzen. Der Hausmeister weiß, wie man Defektes wieder in Ordnung bringt.

Seine Augen tasten den Aufenthaltsraum ab, huschen über Werkzeuge, Büchsen, Tuben, Kittel, Schränke, Tassen, Stühle, Jacken und bleiben schließlich an zwei Bildern hängen: selbstgemalte Aufnahmen von hohen, Baum umsäumten Felstürmen. „Das sind die Herkulessäulen im Bielatal. Sie stehen in der Sächsischen Schweiz.“ Als begeisterter Bergsteiger ist Ulrich Schneider daran gewöhnt, Hindernisse zu überwinden. Eines der prägendsten war sein akuter Herzinfarkt vor einigen Jahren. Seitdem weiß er: „Gesundheit ist das Wichtigste. Sie geht über alles.“ Mit 56 Jahren sieht sich Ulrich Schneider an der  Spitze seiner Karriere angekommen. Wie ein Landwirt über seine Äcker, blickt der gelernte Elektrofacharbeiter, geschickte Handwerker und Romantiker auf sein Berufsleben. Nach verschiedenen beruflichen Stationen ist er zufrieden mit dem Ausblick auf ein gut bestelltes Feld. „Hier an der KreativitätsGrundschule Karlshorst bin ich beruflich angekommen.“